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„Der größte Fehler bei der Behandlung von Krankheiten ist, daß es Ärzte für den Körper und Ärzte für die Seele gibt, wo doch beides nicht voneinander getrennt werden kann.“

Platon

 

 

Es kommt vor, dass Menschen unsere Hilfe suchen, bei denen keine psychische Störung festgestellt werden kann. Die Patienten berichten von einer glücklichen Kindheit, einer intakten Ehe, sie haben gesunde Kinder und sind erfolgreich im Beruf. Dennoch können sie sich zu nichts mehr aufraffen. Wir führen Laboruntersuchungen durch, oft finden wir auch etwas.

Schon eine Unterfunktion der Schilddrüse kann ähnliche Symptome auslösen wie eine Depression. Eine Überfunktion hingegen ruft mitunter Stimmungsschwankungen hervor, die das Leben der Betroffenen gehörig durcheinanderbringen. Wenn eine Entzündung unentdeckt bleibt oder länger anhält, kann das Menschen emotional so aus der Bahn werfen, dass Ärzte sie als psychisch krank einstufen. Botenstoffe des Immunsystems lösen im Gehirn das typische Krankheitsgefühl aus, das Erkrankte zum sozialen Rückzug drängt, sie introvertierter und antriebslos werden lässt. Eigentlich ist das sinnvoll, Kranke gehören schließlich ins Bett. Doch auf Dauer kann es das psychische Gleichgewicht gefährden.

Ein erfolgreicher Geschäftsmann wird in den vergangenen Monaten wiederholt - zum Teil mehrfach in der Woche - in die Notaufnahme verschiedener Kliniken gebracht. Der Verdacht ist immer wieder: Herzinfarkt. Alle Symptome deuten darauf hin - stechender Schmerz in der linken Brustseite, ausstrahlend in den linken Arm, Atemnot, Schweißausbruch, Herzrasen. Die Ärzte untersuchen ihn immer wieder genauestens - von EKG und Blutuntersuchung bis hin zum Herzkatheter.

Eine körperliche Ursache für die Beschwerden hatten die Kollegen mehrfach ausgeschlossen. Vom Hausarzt, zu dem Vertrauen besteht, kam die Empfehlung, uns aufsuchen. Tatsächlich war der Auslöser der körperlichen Symptome ein beruflicher Konflikt, der schließlich mit Hilfe von Coachingsitzungen und sich daran anschließender Psychotherapie bearbeitet werden konnte.

Ein realer Fall. Fälle dieser Art kommen häufig vor, sie sind keineswegs die Ausnahme.

Bei etwa einem Drittel aller Patienten, die in Praxen und Kliniken untersucht und behandelt werden, finden Ärzte keine Erklärung für die körperlichen Beschwerden. Doch die Patienten leiden ganz real unter Schmerzen unterschiedlichster Art, Herzstolpern oder -rasen, Atemnot und Magen-Darm-Beschwerden. Man kann sie noch so gründlich untersuchen, ihr Blut im Labor analysieren - sie sind "o. B.", also ohne Befund, es ist keine krankhafte Veränderung festzustellen.

So gut die Untersuchung der Organe in unseren Gesundheitssystemen funktioniert, so sehr versagen Untersuchungs- und Behandlungsmechanismen, wenn es um psychische Störungen geht. Wenn klar ist, dass keine körperliche Erklärung für die Beschwerden des Patienten zu finden ist, dann müsste konsequenterweise ein ausführliches Gespräch folgen. Eine Dreiviertelstunde, in der ein Arzt gemeinsam mit dem Patienten die Hintergründe erforschen kann. Aber dafür bleibt in den Praxen der Hausärzte, oft aber auch in den Facharztpraxen keine Zeit.

Die psychischen Ursachen körperlicher Beschwerden sind vielfältig: Depressionen müssen sich nicht auf die Stimmung auswirken, früher sprachen Ärzte von einer larvierten Depression. Schmerzen können Ausdruck eines Erschöpfungszustands sein, eines Burnouts oder die Reaktion auf eine Konfliktsituation, Mobbing oder ein Trauma.

Doch die meisten Patienten werden nie zum Gespräch gebeten. Die Betroffenen werden stattdessen beruhigt, an ihren Organen sei nichts auffällig. Man solle einmal ausspannen, in den Urlaub fahren, kommt manchmal als Empfehlung. Leider hilft das den Patienten nicht, im Gegenteil.

Ein unüberlegter Verweis auf eine mögliche psychosomatische Ursache für die Beschwerden kann andererseits den Patienten kränken, weil alle psychischen Beschwerden nach wie vor stigmatisiert sind. Die Betroffenen fühlen sich in die „Psychoecke“ abgeschoben und missverstanden. Nur ein aufklärendes, ausführliches Gespräch, das rasch und engagiert erfolgt und so lange dauert, dass der Patient selbst ein Verständnis für die möglichen psychischen Ursachen seiner körperlichen Beschwerden entwickeln kann, könnte helfen.

Fehlt dieses Angebot, beginnt ein Teufelskreis: Der Patient beginnt, seinem Arzt zu misstrauen. Schließlich hat der nichts gefunden, die Beschwerden plagen ihn aber weiter. Es folgt der nächste Arzt, der natürlich wieder keine körperliche Ursache finden kann - weil es keine gibt. Anschließend werden andere Fachrichtungen zu Rate gezogen: Innere Medizin, Orthopädie, Physikalische Medizin, Neurologie. Die Beschwerden werden oft schlimmer, und so kann es jahrelang weitergehen.

Das Beschämende, Aufwühlende an diesem immer gleichen Ablauf ist, dass die Medizin es besser weiß. Die Psychosomatik ist keine neue Fachrichtung, Ursachen für Beschwerden und Therapien werden seit Jahrzehnten in Lehrbüchern und Fachliteratur beschrieben. Doch bis heute lernen junge Ärzte zu wenig über die psychosomatische Medizin. Sie sehen es in der Folge nicht als ihre Aufgabe an, das Gespräch mit den Patienten zu suchen. Weil sie es auch nicht adäquat bezahlt bekommen, fehlt ein finanzieller Anreiz.

Und weil in der Gesellschaft zu wenig über das Wechselspiel von Psyche und Körper bekannt ist, fordern die Patienten die psychosomatische Behandlung nicht oder selten ein. Betroffene hoffen stattdessen geradezu auf eine organische Erklärung für ihre Beschwerden. Die Stigmatisierung psychischer Krankheiten führt dazu, dass sie sich schnell selbst als Simulanten oder eingebildete Kranke empfinden.

 

Was bedeutet Psychosomatik?

Mit der Bezeichnung psychosomatisch werden in der westlichen Medizin weniger Krankheitserscheinungen charakterisiert, bei denen Wechselwirkungen zwischen seelischen und körperlichen Vorgängen angenommen werden, sondern eher Krankheitserscheinungen charakterisiert, bei denen der Einfluss seelischer Vorgänge auf die Entstehung und den Ablauf von körperlichen Erkrankungen untersucht wird.

Die Grundforderung der psychophysischen Korrelation besagt, dass körperliche Schädigungen subjektive Beschwerden auslösen können und umgekehrt Störungen des subjektiven psychischen Befindens (mentale Zustände) auch körperliche Läsionen bewirken können.

Dass körperliche Verletzungen oder Schädigungen eine Funktionsstörung der Organe bewirken können, ist ohne Erklärung verständlich. Schwieriger ist die Beurteilung seelischer Einflüsse auf die Tätigkeit der Organe, obwohl das Phänomen als solches allgemein bekannt ist. Nicht nur glaubwürdige und z.T. konkret objektivierbare Magen- und Darmstörungen, Herzstörungen, vasomotorische Störungen, Sekretionsstörungen, Hörstörungen, Stimmstörungen, Menstruationsstörungen (Ausbleiben oder vorzeitiges Eintreten der Regelblutung), aber auch neurologische Befunde wie Lähmungen, Ausfall der Sensibilität, Tics, Zittern, Schwindel usw. sind möglicherweise auf psychische Einflüsse zurückführbar.

 

Gibt es eine psychosomatische Behandlung?

Kopf-, Brust-, Bauch- und Rückenschmerzen sind neben Müdigkeit, Schwindel, Atemnot und Schlafstörungen die häufigsten Beschwerden, weswegen ein Patient zum Arzt geht und die häufigsten Beschwerden, bei denen keine Ursache gefunden wird. Gerade bei der Behandlung dieser Beschwerden ist es besonders wichtig, psychische und körperliche Aspekte gleichermaßen zu berücksichtigen.

Aber auch ansonsten sollten Sie sich immer fragen, ob Sie außer der medizinischen Behandlung nicht vielleicht etwas mehr für sich tun könnten, um den Heilungsverlauf zu beeinflussen:

  • Gesunde Ernährung unterstützt das Gesundwerden – essen Sie aber auch Lebensmittel, auf die Sie Lust haben und von denen Sie wissen, dass sie für Sie "Nervennahrung" sind.
  • Bewegung an der frischen Luft aktiviert Ihr Immunsystem – und die Sonne vertreibt schlechte Gedanken.
  • Entspannungsübungen bauen Stress ab und helfen Ihnen, ausgeglichener zu werden. • Fragen Sie sich, ob bestimmte Lebensumstände zu Ihren Beschwerden beitragen. Wenn Sie unsicher sind, nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch und reden Sie mit einem Psychologen/Psychotherapeuten über Ihre Probleme.
  • Ganzheitliche Medizinansätze finden Sie u.a. in der Naturheilkunde, Homöopathie, traditionell chinesischen Medizin und anderen östlichen Weisheitslehren. Fragen Sie Ihren Arzt, ob er Ihnen bei einer ganzheitlichen Behandlung helfen kann.

Und genau dabei helfen wir Ihnen!

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